Wer ist mein Nächster (Lukas 10,25-37)?

Einleitung

Machen wir einen Versuch: Stellt euch vor, wir sitzen hier alle zusammen mit vielen anderen Menschen und hören Jesus Worten aufmerksam zu. Plötzlich steht ein Schriftgelehrter, das ist jemand der sich in der Heiligen Schrift sehr gut auskennt, auf und stellte Jesus fragen. „Was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?“ Wow, jetzt wird es spannend, zumal sie ja bis heute die entscheidende Frage für den Menschen ist. Wie wird Jesus antworten, fragen wir uns? Jesus gibt aber seiner Überraschung Ausdruck. Was für eine Frage, du kennst doch das Gesetz, du hast es doch studiert und betetest täglich. So frage ich dich „Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?“ Der Schriftgelehrte antwortete: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und von ganzer Seele, von ganzen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ – Na also, du weisst es doch, ist doch ganz einfach, warum hast du mich eigentlich gefragt? „Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben.“

Also, alles klar? Nein, denn der Schriftgelehrte fühlte sich jetzt wie ein Schuljunge, dem eine Lehre erteilt worden ist. Deshalb wollte er sich für seine Frage rechtfertigen: Nein, nein, Jesus, so dumm ist meine Frage nicht und auch nicht so einfach zu beantworten, wie du es tust. Du scheinst die theologische Tiefe meiner Frage nicht erkannt zu haben. „Wer ist denn mein Nächster?“ Wer steht mir denn so nahe, dass ich ihm vor Gott zur Liebe verpflichtet bin? Auf diese Frage antworte Jesus dem Schriftgelehrten mit einem interessanten Gleichnis und das hören wir uns nun gespannt an (Lk 10,25-37).

Hauptteil (NGÜ): Der barmherzige Samariter (Lk 10,25-37)

30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. (3Mo 21,1) 32 Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte es ihn; 34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!

Schluss

Einmal mehr finde ich es genial, ja sogar barmherzig, wie Jesus sein Gegenüber abholt und ihm Augen, Ohren und vor allem das Herz für seine Botschaft öffnet. Eigentlich wollte der Schriftgelehrte doch von Jesus wissen, wer ihm der Nächste ist! Jetzt wird er herausgefordert, selbst anderen Nächster zu werden (V. 37). Denn Jesus sagt ihm: „So geh hin und tu desgleichen!“. Warum sollten er oder wir das überhaupt tun? Ist nicht jeder sich selbst der Nächste? Wenn das so wäre, würde eine Gesellschaft nicht funktionieren können. Die Bibel schreibt, dass wir jeden so behandeln sollen, wie wir auch behandelt werden wollen. Jeder braucht Liebe und Aufmerksamkeit, alle kommen irgendwann mal an den Punkt, wo sie Hilfe benötigen. Der Nächste ist also einer, der uns in einer misslichen Lage begegnet und unsere Hilfe benötigt. Ja ohne Zweifel, manchmal braucht es etwas Mut zu helfen. Klammer auf: Und dann wirst du merken, dass es dir nicht immer gelingt, das Gebot der Nächstenliebe in Vollkommenheit zu erfüllen und du auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen bist. Nächstenliebe ist also die Haltung und Bereitschaft einer Person zu helfen und sich uneigennützig und aktiv für sie einzusetzen – unabhängig von Rasse, Glauben oder sozialer Herkunft.

Ein bedeutender Theologe, hat die Geschichte vom barmherzigen Samariter auf den Punkt gebracht: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist immer die Liebe.“ „So geh hin und tu desgleichen!“ Amen.

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